Dokumentationskultur / Forum / Wiki

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ruewa
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Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von ruewa »

Ein freundliches Hallo in die Runde!

Vielleicht erstmal eine kurze Vorstellung: Ich heiße Rü+d+ige W+(a)+'lt'/e jeweils mit "r" hinten und versuche, (wie man sieht) so gut es geht ungoolebar zu bleiben... Das Rentenalter fest im Blick habe ich meine ersten Programmiererfahrungen in den 80ern mit DOS und Turbo Pascal 2 gesammelt, die holprigen ersten Schritte in die Welt der Objekte mitgemacht (noch unter DOS, TP 5.5, wenn ich mich recht entsinne) und mich gehörig von den frühen Delphi-Versionen überfordern lassen. Andererseits habe ich das nie beruflich gemacht und mir alle Programmierkenntnisse autodidaktisch angeeignet. Das hat Vor- und Nachteile: Alles Wissen ist irgendwie zusammengewürfelt und allzu unsystematisch, andererseits entwickelt man eine ziemliche Übung im Knacken irgendwelcher Probleme. Egal, so ist es halt, Spaß macht es trotzdem. Und, naja: In meinem Alter hat man auch keinen Bock mehr, so ein kryptisches Zeugs wie C zu lernen, wenn man Pascal kennt...

Auf dieses Forum bin ich immer wieder auf der Suche nach Problemlösungen gestoßen, mal erfolgreich, öfters auch nicht. Und habe mich dann vor ein paar Wochen entschlossen, mich zu registrieren und auch etwas zu posten.

Da bleibt es nicht aus, sich auch ein paar Gedanken über das Erscheinungbild dieses Forums zu machen. Es scheint allzusehr vor sich hinzudümpeln. Eine Handvoll Postings pro Tag, etwas so sinnvolles und potentiell hochattraktives wie die WissensDB seit 6 Jahren im Dornröschenschlaf (oder LazForge)... Das passt irgendwie nicht zu den 2.500 registrierten Usern, 7.000 Themen, 68.000 Postings. Ich kenne die Geschichte dieses Forums nicht und mag auch gar nicht groß spekulieren, aber es muß früher mal deutlich attraktiver gewesen sein. Was ist da passiert? Sicher: Jedes Forum hat seine Platzhirsche, jeder Neuankömmling braucht erstmal eine gewisse Frustrationstoleranz, bis er die üblichen Initiationsrituale überstanden hat, und wer nicht gleich den szenetypischen Jargon drauf hat oder allzu anfängerhafte Fragen stellt, fängt sich schnell mal patzige Antworten ein. Aber okay, das ist wohl die übliche Forums-Folklore. Ansonsten reicht das Spektum ja auch bis zu großer Geduld und Hilfsbereitschaft.

Wäre es nur eines der üblichen Plapperforen, würde mich das alles nicht interessieren. Aber es ist ein Fachforum für Leute (und nicht vergessen: insbesondere auch für Nur-Leser!), die auf der Suche nach spezifischen technischen Lösungen sind. Ich habe keine Vorstellung, wieviele Leute deutschlandweit (oder auch weltweit) in größerem Stil mit Lazarus (oder auch Delphi) arbeiten. Meine Eindrücke sind äußerst widersprüchlich: Einerseits eine unglaublich aktive kleine Entwicklergemeinde, andererseits eine ziemlich lustlose große Usergemeinde? Einerseits eine Entwicklungsumgebung und Bibliotheken auf technisch höchstem Niveau, von denen ich in früheren Zeiten nicht zu träumen gewagt hätte, andererseits eine mehr als spartanische (und unsystematisch verteilte) Dokumentation, die einen ständig darauf zurückwirft, für kleinste Nebensächlichkeiten in zig Webseiten, Blogs und Foren wühlen zu müssen. Was mich jedenfall zuweilen gewaltig aufhält...

Die Lazarus-Wiki bietet ein ähnliches Bild. Eigentlich ist sie angesichts der mageren bzw. in manchen Bereichen ganz und gar fehlenden Dokumentation (nur ein Beispiel: Die Unit Translations) eine unverzichtbare Informationsquelle. Doch es scheint so, als hätte sich da mal nicht mehr als eine Handvoll Leute aufgemacht und wäre längst ermattet. Von einer Wikipedia-Kultur im Kleinen kann man auch hier nur träumen.

So scheint mir das größte Problem von Lazarus längst nicht mehr in mangelnder Stabilität oder dem Fehlen irgenwelcher Nice-to-have-Features zu liegen, sondern vor allem darin, die Anwender in die Lage zu versetzen, das vorhandene Potential von Free Pascal und Lazarus effizient zu nutzen. Es liegt in der Natur der Sache, das soetwas wie FPC & Lazarus von Freaks mit für Normalsterbliche unerreichbarem Wissen entwickelt wird. Das geht nicht anders. Aber so, wie nach meiner Erfahrung Technik und Dokumentation inzwischen auseinanderklaffen, sind auch längst auf Anwenderseite jene Freaks, die alles können und wissen, zum Maß der Dinge geworden, während Anfänger, Gelegenheitsprogrammierer, Normalbegabte wie ich von eigentlich lösbaren Hindernissen oft ziemlich frustriert werden. Okay, das stimmt nicht ganz: Es gibt 'zig Tutorials, wie man Lazarus installiert, wie man sein erstes "Hello World" in die Welt setzt etc. Aber wenn man dann über dieses Stadium hinaus ist und z.B. seine zweite (diesmal etwas kniffligere, nicht mehr tutorialkonforme) Datenbank angeht?

Was die grauen Haare halt so mit sich bringen, bin ich schon irgendwie ein bißchen altmodisch. Ich denke immer, bei allem, was ich (zumal als alter Linuxer) auf meinem Rechner habe, profitiere ich unverschämt und unverdient viel von der Intelligenz und den Anstrengungen einer höchst altruistischen Community. Also sehe ich mich auch in der Pflicht, dieser Community, soweit es meine begrenzten Fähigkeiten erlauben, auch etwas zurückzugeben. Bloß wie? Wenn man selbst eben kein Überflieger ist? Und gleichzeitig dieses strukturelle Problem jener Programmierumgebung sieht, mit der ich jedenfalls am liebsten arbeite? Läßt sich da nicht etwas draus machen?

Aus diesen Überlegungen heraus würde ich gerne in die Diskussion werfen, ob wir nicht soetwas wie eine Dokumentationsoffensive auf die Beine stellen können? Z.B. die Wissensdatenbank wiederbeleben, eine Wiki-Kultur auf den Weg bringen könnten?

Ein ganz konkretes Beispiel: Alle Jahre startet hier in diesem Forum ein neuer Thread, wo jemand auf ein neues nachfragt, wie zum Henker man Lazarus dazu bringt, den "Abbrechen"-Button nicht nur in der IDE, sondern auch in der Application "Abbrechen" zu nennen, statt "Cancel". Typischerweise geschieht dann dies: Ein paar mehr oder minder Hilfsbereite raunen sich ein paar Fachausdrücke zu und/oder verweisen auf eine Wikiseite, der Threadersteller erklärt, es jetzt kapiert zu haben (ohne jedoch zu erläutern, was genau), oder eben jetzt was ganz anderes zu machen. Wer später mal dasselbe Problem hat und danach googelt, landet dort, ohne freilich sehr viel schlauer zu werden. Genau das ist mir passiert. Ich habe mich dann reingefummelt, den Wiki-Beispielcode implementiert - und rumms, nur Exceptions kassiert. Nichts im Netz gefunden, was weiterhalf, die Sache untersucht, herausgefunden, daß es nur mit vollständig übersetzten .po-Dateien funktioniert, und schließlich einen Bugreport erstellt. Dann hat sich herausgestellt, daß das Problem in Wirklichkeit die Wiki-Routine war, man braucht ein paar Programmzeilen mehr, um auch unvollständige Übersetzungsressourcen ins eigene Programm einzubinden - was halt nirgends dokumentiert ist. Am Ende hatte ich das Problem einigermaßen durchschaut und (mithilfe der Bugtracker-Cracks) auch eine Lösung gefunden. Dabei war das ein ganz popliges Alltagsproblem, eigentlich, sollte man denken, müßte jeder, der Programme nicht bloß für den Eigenbedarf schreibt, auf kurz oder lang genau darüber stolpern...

Der naheliegende Schritt ist nun, die Lösung dieses Problems dort zu veröffentlichen, wo andere es dann auch finden können. Eigentlich gehört das in die LCL-Dokumentation, aber die Wiki zu aktualisieren wäre schon mal ein wichtiger Schritt. Und dann würde ich es für sinnvoll erachten, in der WissensDB unter dem Stichwort "Internationalisierung" (oder was auch immer) einen Beitrag - okay, was wäre der beste Ort, ein Thread, ein Posting, wo? - zu erstellen und dort zu beschreiben, auf welche Schwierigkeiten man dabei stoßen kann, was als Lösung funktioniert, mit entsprechenden Links auf weiterführende Seiten etc.pp. - und dabei v.a. die Frage vor Augen zu haben: Welche Informationen über dieses Thema helfen anderen, den Lesern meiner Zeilen, effizient weiter?

Okay, was dieses Beispiel betrifft, habe ich mir genau das vorgenommen. Aber über den Einzelfall hinausgehend: Jeder stößt doch mal auf solche Probleme und erarbeitet sich mühsam Lösungen. Muß denn jeder das Rad neu erfinden? Wäre es nicht eine lohnenswerte (und auch befriedigende!) Investition in die eigene Community, an einer Kultur des Zusammentragens und Verfügbarmachens von Informationen mitzuwirken (anstatt die paar Leute, die sich daran einst abgearbeitet haben, im Regen stehen zu lassen, bis sie sich frustriert abwenden)?

Oder anders gefragt: Wieviel eigenes Engagement ist uns die Teilhabe an freier Software denn nun wert?

Gruß Rüdiger

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theo
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Re: Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von theo »

ruewa hat geschrieben:Wäre es nicht eine lohnenswerte (und auch befriedigende!) Investition in die eigene Community, an einer Kultur des Zusammentragens und Verfügbarmachens von Informationen mitzuwirken


Einfach machen! Das Schreiben scheint dir ja schon mal leicht zu fallen.

Christian
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Re: Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von Christian »

Ich find das recht normal und gesund.
Es ist überall so, auch bei Wikipedia das nur ein kleiner Teil der Nutzer sich beteiligt Faustformel ist da 1%.
Du merkst nur nichts davon da du bei Wikipedia keine Nutzerzahlen kennst. Und die Nutzer (und indirekt die Bearbeiter) dort so vielzahlig sind das das immer überwältigend wirkt.

Wieterhin gab es unter den Kernentwicklern durchaus Diskussionen die Doku absichtlich nicht zu DAU tauglich zu gestalten um nicht so einen Wust an Nutzern zu haben Wie bei z.b. Delphi. Wenn man in Delphi Foren schaut, muss man ihnen recht schnell recht geben. Und selbst hier nimmt es zeitweilig Überhand das Schüler ihre Hausaufgaben gemacht haben möchten.
W.m.k.A.h.e.m.F.h. -> http://www.gidf.de/

martin_frb
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Re: Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von martin_frb »

Christian hat geschrieben:Wieterhin gab es unter den Kernentwicklern durchaus Diskussionen die Doku absichtlich nicht zu DAU tauglich zu gestalten um nicht so einen Wust an Nutzern zu haben Wie bei z.b. Delphi. Wenn man in Delphi Foren schaut, muss man ihnen recht schnell recht geben. Und selbst hier nimmt es zeitweilig Überhand das Schüler ihre Hausaufgaben gemacht haben möchten.


Ah? Das muss mir wohl entgangen sein. Und ich bin "Entwickler"...

So weit ich weiß, ist jeder Nutzer willkommen. Von DAU bis Einstein.

Auf der WIKI ist platz fuer Tutorials mit jedem Level (ok, vielleicht nicht unbedingt: "Achte auf die Rechtschreibung der Pascal Keywords "begin" nicht "beginn" oder der Compiler wird einen Fehler melden" (DAU level))

Ansonsten gilt:

- WIKI: Jeder kann dort mitarbeiten. Wenn etwas fehlt dann einfach hinzufuegen
- Docs/Chm: Werden aus den fpdoc erstellt. Wenn etwas fehlt Vorschlaege fuer Patches auf der Mailing liste diskutieren, dann Patches in Mantis submitten.
- Examples: (Im Example folder) Genau fie fpdoc. Patches/Contribution.

creed steiger
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Re: Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von creed steiger »

Nicht jeder ist ein guter technischer Schreiber und kann Sachverhalte gut rüberbringen.
Ist halt so.
Davon abgesehn fehlt es oft nicht an der Doku sondern am technischen Grundwissen.
Wenn jemand von Netzwerkprotokollen keinen Schimmer hat, helfen keine Pascaltutorials, sondern müssen erstmal Grundlagen her, bevor man sich mit der Umsetzung beschäftigt.

Fällt mir öfters mal auf.

Socke
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Re: Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von Socke »

creed steiger hat geschrieben:Nicht jeder ist ein guter technischer Schreiber und kann Sachverhalte gut rüberbringen.
Ist halt so.
Davon abgesehn fehlt es oft nicht an der Doku sondern am technischen Grundwissen.
Wenn jemand von Netzwerkprotokollen keinen Schimmer hat, helfen keine Pascaltutorials, sondern müssen erstmal Grundlagen her, bevor man sich mit der Umsetzung beschäftigt.

Fällt mir öfters mal auf.

Warum haben wir dann kein Tutorial, in dem kurz Netzwerk an sich erklärt wird und dann für jede Komponente (Indy, lNet, Synapse, fpweb, Sockets, etc.) ein eigenes Tutorial im Wiki?

Wenn hier die Frage auftaucht "Wie sende ich xy über das Internet?" steht selten die Frage dahinter "Wie entwickle ich einen sicheren AD-Server?". Vielmehr möchte der/die Fragesteller/in nur wissen, wie "abc" von a nach b kommt. Wie das passiert ist in der Regel egal. Wir als Profis sollten dann erfragen, ob TCP/IP ausreicht und danach auf ein passendes Tutorial verweisen. In den meisten Fällen können wir doch von TCP/IP oder HTTP ausgehen.

ruewa hat geschrieben:Oder anders gefragt: Wieviel eigenes Engagement ist uns die Teilhabe an freier Software denn nun wert?

Als Nutzer haben wir die Verpflichtung möglichst viel an die quelloffene Software, die wir verwenden dürfen, zurückzugeben. Wie viel und was jeder geben kann, hängt natürlich von den persönlichen Umständen ab. Daher kann ich Verständnis dafür aufbringen, dass die Kernentwickler mehr zum Programmcode denn zur Dokumentation beitragen. Daher sollten die Nutzer (wir) nicht nur die Software nutzen sondern auch dokumentieren. In der Wirtschaft nennt man so etwas "komparativer Kostenvorteil".
(bitte nicht auf diesen -- zugegebenermaßen -- nicht ganz sauberen Vergleich eingehen, sondern die Kernfrage beantworten)
MfG Socke
Ein Gedicht braucht keinen Reim//Ich pack’ hier trotzdem einen rein

Michl
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Re: Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von Michl »

ruewa hat geschrieben:Die Lazarus-Wiki bietet ein ähnliches Bild. Eigentlich ist sie angesichts der mageren bzw. in manchen Bereichen ganz und gar fehlenden Dokumentation (nur ein Beispiel: Die Unit Translations) eine unverzichtbare Informationsquelle. Doch es scheint so, als hätte sich da mal nicht mehr als eine Handvoll Leute aufgemacht
Wenn man mal die Versionen/Autoren der deutschen Seiten sich anschaut, ist das tatsächlich fast so. Daher einen großen Dank an diese meinerseits!!!

ruewa hat geschrieben:...etwas so sinnvolles und potentiell hochattraktives wie die WissensDB seit 6 Jahren im Dornröschenschlaf
Ist theoretisch richtig, leider hat sie einen meiner Meinung nach riesigen Nachteil, dass man als nachfolgender Leser bei entdeckten Fehlern oder bei Neuerungen keine Chance hat, diese dort zu beheben. Daher sind Beispiele, wie Deins (dass Du es erstellt hast find ich nicht desto trotz gut), mMn besser im Wiki aufgehoben (zumal mit Templates auch anderes sprechende Entwickler davon profitieren könnten) .

(PS: könntest ja das Wiki entsprechend noch anpassen - ist recht einfach zu editieren :wink: )
(PS2: wenn Du nicht kannst aber willst, könnt ich Dir auch eine Seite "Lokalisation: Wie man seiner Anwendung verschiedene Sprachen beibringt" im Wiki erstellen?!)

Code: Alles auswählen

type
  TLiveSelection = (lsMoney, lsChilds, lsTime);
  TLive = Array[0..1] of TLiveSelection; 

ruewa
Beiträge: 153
Registriert: Sa 12. Apr 2014, 14:43

Re: Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von ruewa »

theo hat geschrieben:Einfach machen!


Jetzt, wo Du's sagst: http://www.lazarusforum.de//viewtopic.php?f=21&p=69170#p69170... Okay, das ist ein Versuch, sowohl Anfänger als auch Erfahrenere, die sich mit dem Thema "Lokalisierung" noch nicht beschäftigt haben, mitzunehmen. Entstanden ist das aus der Situation, daß ich mangels vernünftiger (bzw. aufgrund fehlerhafter) Beschreibungen gezwungen war, mich mit einem eigentlich eher nebensächlichen Problem am Rande meines Projekts über Gebühr zu beschäftigen.

Christian hat geschrieben:... Diskussionen die Doku absichtlich nicht zu DAU tauglich zu gestalten um nicht so einen Wust an Nutzern zu haben Wie bei z.b. Delphi.


Entschuldige, Christian, es gibt noch eine Welt zwischen "DAU's" und "Profis". Ich programmiere, um mir Werkzeuge für definierte Aufgabenstellungen zu beschaffen, und nicht, um einer elitären Sekte anzugehören, die wie weiland die Navajos im Südpazifik des 2. Weltkriegs eine Geheimsprache beherrschen, die kein anderer mehr zu verstehen vermag. Ich finde die Hybris, die aus solchen Formulierungen spricht, einfach albern, oder um den Jargon aufzugreifen, "menschlich DAU". Jeder, der sich heute vollmundig für einen "Profi" hält, war auch mal ein "Schüler", und aus den Anfängern von heute können durchaus später talentierte Programmierer werden. Und wer kennt sich denn bitte auf allen Gebieten gleichermaßen aus?

Aber um die abschätzig "Dümmste Anzunehmende User" genannten Anfänger geht es gar nicht. Denen stehen gar nicht mal so wenige Tutorials zur Seite, gottseidank. Solange man die ausgetretenen Pfade nicht verläßt und sich LCL-Komponenten wie Legoklötzchen auf den Bildschirm klebt, kommt man ja auch noch ganz gut zurecht. Doch sobald man den Tutorial-Rasen verläßt und sich Problemen stellt, zu deren Lösung ein tieferes Verständnis der Funktionsweise der Bibliotheken nötig ist, gerät man unweigerlich in's Schwimmen. Der Aufwand, den ich treiben mußte, um einem dämlichen Cancel-Button das Wort "Abbrechen" beizubringen, ist nur eines von vielen Beispielen. Das muß einfach nicht sein!

Ein anderes, ganz konkretes Beispiel, mit dem ich mich derzeit herumschlage: Ich brauche eine Memo-Komponente ähnlich dem TRichMemo, um HTML-formatierte Texte darstellen und nach Belieben highlighten zu können (keinen HTML-Editor, sondern einen Editor für in HTML-Dateien verpackte Texte, oder anders gesagt, einen editierbaren HTML-Browser). Kurz gesagt, sie muß einige Dinge mehr können als TRichMemo. Soetwas scheint es nicht zu geben, jedenfalls habe ich nichts Brauchbares gefunden. Okay, im Moment versuche ich also herauszufinden, auf was ich eine solche Komponente am vernünftigsten aufsetzen kann: Auf TCustomMemo? Auf dem offenbar nicht wirklich zu Ende entwickelten TRichMemo? Auf dessen weiterentwickelter Version von Massimo Nardello (das am ehesten)? Auf TSynEdit (zu komplex)? Um diese Designentscheidung treffen zu können, benötige ich eine bessere Kenntnis der internen Struktur und Datenrepräsentation dieser Komponenten. Banal gefragt, was muß ich tun, um dem 3. Wort in der 4. Zeile einen gelben Hintergrund zu verpassen (was TRichMemo schon nicht mehr kann)? Ich finde einfach nichts, was mir weiterhelfen würde. Was tut TSynEdit denn eigentlich genau? Was zum Teufel ist der Unterschied zwischen TCustomMemo und TWSCustomMemo? Das "WS" wird wohl für "Widgetset" stehen - selbst darüber muß man noch Vermutungen anstellen... Ich wäre weiß Gott dankbar über jedes noch so kleine bißchen Dokumentation, die mir wenigstens die grundlegendsten Fragen beantworten würde (und finde nur hier und da ein paar Schnipsel, z.B. die wichtige Information, daß TMemo seine Daten intern absatzweise strukturiert). Ich kann nichts anderes tun, als mich über den LCL-Quellcode zu beugen und mir mühsamst ein Puzzle davon zusammenzusetzen, wie diese Komponenten intern arbeiten. Okay, die Nuß wird schon zu knacken sein, aber das Ganze ist halt sehr ineffizient.

Das ist weder ein "DAU"-Problem, noch eines fehlender Bereitschaft, Arbeit zu investieren. Frustrierend wird es, wenn einem die Methoden abhanden kommen, sich einer Fragestellung anzunähern. Und ich kann nicht glauben, daß ich der Einzige bin, dem es so geht.

Socke hat geschrieben:... kann ich Verständnis dafür aufbringen, dass die Kernentwickler mehr zum Programmcode denn zur Dokumentation beitragen. Daher sollten die Nutzer (wir) nicht nur die Software nutzen sondern auch dokumentieren


Genau so sehe ich das auch. Es wird aber immer auch Fragen geben, die nur der Entwickler beantworten kann. Daß sich die Entwickler nicht mit dem Abfassen von Tutorials herumschlagen sollten, ist ja klar. Aber es wäre natürlich schon hilfreich, wenn auch sie auf der abstraktesten Ebene etwas mehr zu Aufgaben, Struktur und Logik ihrer "Babies" sagen würden.

Um Himmelswillen: Ich will doch gar nicht meckern! Ich finde, Lazarus ist ein phantastisch gut gelungenes Projekt. Ich will nur in die Diskussion werfen, daß sich Lazarus so rasant und massiv weiterentwickelt hat und so stark geworden ist, daß nun zunehmend die langsamer nachhinkende Dokumentation zu seinem schwächsten Element werden könnte.

@Michl: Den Wiki-Eintrag zum Thema Lokalisierung wollte ich mir als nächstes vornehmen. Im Moment steht im Bugtracker noch die Frage im Raum, ob das Thema als gelöst betrachtet werden kann. Vielleicht wollen die Entwickler ja doch Änderungen am Code vornehmen - eine entsprechende Aussage würde ich gerne noch abwarten.

Dein Einwand, daß die WissensDB noch Verbesserungspotential hat und durchlässiger sein sollte, ist gut. Vielleicht sollte man sich Gedanken über eine Art Arbeitsteilung zwischen Wiki und WissensDB machen? Rein gefühlsmäßig hatte ich eine solche Arbeitsteilung beim Abfassen meines Beitrags schon vor Augen: Einen Wiki-Eintrag hätte ich straffer gefaßt (mit weniger Impuls, auch Unerfahrene mitzunehmen), mir auch sprachlich weniger Freiheiten herausgenommen und bürokratischer formuliert. Aber das kann man natürlich auch genau umgekehrt sehen. Es wäre daher sicher gut, die Zielsetzungen von Wiki und WissensDB mal ausführlicher abzuwägen.

Gruß Rüdiger

martin_frb
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Re: Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von martin_frb »

ruewa hat geschrieben:Was zum Teufel ist der Unterschied zwischen TCustomMemo und TWSCustomMemo? Das "WS" wird wohl für "Widgetset" stehen - selbst darüber muß man noch Vermutungen anstellen...

http://wiki.lazarus.freepascal.org/LCL_ ... faces_work
Dort wird genau erklaert was die WS Klsassen sind. Zugegeben, es ist nicht leicht zu finden...

ruewa hat geschrieben:Was tut TSynEdit denn eigentlich genau?

Ja, da fehlt noch einiges an Doku. Es gibt irgendwo ein spanisches PDF, das ein Nutzer erstellt hat.

Allgemein (sehr wenig)
http://wiki.lazarus.freepascal.org/SynEdit

Die 2 meist gefagten Themen sind wohl Highlight und Auto-Complete.
Zu beiden sind im "examples" Ordner der Installation Beispiele.
Zum Thema Highlight auch: http://wiki.lazarus.freepascal.org/SynEdit_Highlighter

ruewa hat geschrieben:Ein anderes, ganz konkretes Beispiel, mit dem ich mich derzeit herumschlage: Ich brauche eine Memo-Komponente ähnlich dem TRichMemo, um HTML-formatierte Texte darstellen und nach Belieben highlighten zu können (keinen HTML-Editor, sondern einen Editor für in HTML-Dateien verpackte Texte, oder anders gesagt, einen editierbaren HTML-Browser). Kurz gesagt, sie muß einige Dinge mehr können als TRichMemo. Soetwas scheint es nicht zu geben, jedenfalls habe ich nichts Brauchbares gefunden.


Keine AHnung....

2 Moegliche Ideen.
1) Html selber parsen, und in RIchmemo anzeigen.
2) TurboPowerIPro kann wohl einiges an HTML darstellen, hat aber keinen Editor. Muesste also stark erweitert werden.

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theo
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Re: Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von theo »

Nur kurz ein paar Anmerkungen:

Synedit ist ursprünglich ein Delphi Projekt und hier zu Hause: http://sourceforge.net/apps/mediawiki/s ... _Home_Page
Synedit ist ein Code Editor, kein Rich-Editor. Er kann auch nicht zum Rich-Editor "verbogen" werden.

TMemo kapselt grundsätzlich Widget-Controls, die nicht Rich-Content fähig sind.

ruewa hat geschrieben: (keinen HTML-Editor, sondern einen Editor für in HTML-Dateien verpackte Texte, oder anders gesagt, einen editierbaren HTML-Browser).

Den Unterschied verstehe ich nicht. Man kann heute jeden Webbrowser in den Editier Modus versetzen.
Es gibt mind. eine Komponente, die das für eine bestimmt Kombination (hier GTK2, Webkit) schon bereitstellt (s.Bild im Anhang).
http://sourceforge.net/projects/lazwebkit/files/
Wahrsch. kann man so etwas auch auf Windows via MSHTML erreichen: http://www.dataweb.de/de/support/artike ... shtml.html

Leider ist das generell ein komplexes Unterfangen, sodass eine Plattform- oder gar Browserübergreifende Lösung afaik fehlt.
S.A. http://wiki.lazarus.freepascal.org/Webbrowser
Dateianhänge
lazwebkited.png

wp_xyz
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Registriert: Fr 8. Apr 2011, 09:01

Re: Dokumentationskultur / Forum / Wiki

Beitrag von wp_xyz »

Wiki-Eintrag zum Thema Lokalisierung

Zum Thema Lokalisierung habe ich einmal ein Tutorial geschrieben: http://wiki.lazarus.freepascal.org/Step ... plications - ist allerdings nur Englisch.

Außerdem habe ich ein kleines Demo-Programm in die Beispiele aufnehmen lassen, die zusammen mit Lazarus ausgeliefert werden ((lazarus)/examples/translation). Das Progamm schafft auch die Rechts-Links-Schreibrichtung für den Nahen Osten.

Generell mache ich alles mit dem DefaultTranslator und mit Hilfe von po-Dateien, die ich mit poEdit übersetze. Geht nicht 100% problemlos, aber immerhin nahezu.

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